Wer Bad Münstereifel besucht, wird vielleicht bei seinen Wanderungen auf eine kleine Kapelle stoßen, die ein Standbild enthält, im Volksmund “decke Tönnes“ (dicker Antonius) genannt.
Um diese kleine Kapelle oder auch „Heiligenhäuschen“, rankt sich – wie könnte es anders sein – eine kleine Heiligen-Legende, die wir kurz zusammenfassen:
Vor vielen Jahren gab es eines Tages im Kloster Steinfeld in der Eifel große Aufregung unter den Mönchen. Es hatte nämlich ein streng aussehender Bruder an der Pforte geklopft und um Aufnahme während seiner Wandererfahrt gebeten. Da es nicht viel Abwechslung im Kloster gab, war man froh, einen weitgereisten und offensichtlich gebildeten Mitbruder beherbergen zu dürfen. Tatsächlich handelte es sich bei dem Besucher aber nicht um einen einfachen Mönch, sondern um den Erzbischof von Trier, der von Rom kommend die Gelegenheit nutzte, inkognito die Klöster und ihre Regeln kennen zu lernen. Was er im Kloster Steinfeld sah, entsprach überhaupt nicht seinen Vorstellungen vom klösterlichen Leben. Den frommen Mitbrüdern schien nämlich die Natur weit über dem Gebet zu stehen. Ein Mönch unter den Steinfeldern, nämlich der wohlbeleibte Bruder Antonius, stach ihm ganz besonders ins Auge. Dieser erdreistete sich nämlich, Gott mit der Natur und all seinen Geschöpfen gleichzusetzen. Nicht nur, dass dieser sich unerlaubt vom Gebet entfernte und stattdessen in den Garten des Klosters herumschweifte, besaß dieser Mönch die Unverfrorenheit, seine Zelle mit Blumen zu dekorieren und mit Vogelkäfigen voll zu stopfen. So gab sich der Erzbischof zu erkennen und las den Mönchen ordentlich die Leviten. Er gab Antonius die Schuld am „Unglauben“ seiner Brüder. Kurzerhand warf er ihn aus dem Kloster hinaus. Antonius blieb also nichts anderes übrig, als sich auf Wanderschaft zu begeben. So kam er am Abend nach Münstereifel. Sofort fand er das Vertrauen der Bürger, weil sie an seiner rundlichen Erscheinung, seinem Lockenkopf und dem stets fröhliches Gesicht großen Gefallen hatten. Besonders die Kinder mochten ihn gleich. Von Gott geführt und mit einem Mundvorrat von den Münstereifelern versorgt, machte er sich am nächsten Tag wieder auf den Weg und erreichte schließlich eine Stelle mitten im Wald, nicht weit vor der Stadt.
Einer göttlichen Eingebung folgend, schien ihm dieser Flecken der richtige Zufluchtsort zu sein. Mit der Unterstützung der Münstereifeler Bürger baute er sich eine Klause, die der Witterung, dem Schnee und dem Frost standhielt. Vorbeireisende schenkten ihm Nahrungsmittel und auch an allen anderen Dingen hatte er keinen Mangel. So wurde der Mönch Antonius, in seiner braunen Kutte, ein Eremit und Klausner. Von der Münstereifel Bevölkerung hoch geehrt, von den Kindern geliebt, aber ganz besonders den Tieren des Waldes ein wahrer Freund.
Jahr um Jahr lebte er auf dieser einsamen Waldeshöhe, fast ein halbes Jahrhundert lang, bis man ihn an einem sonnigen Tag im Frühjahr tot vor seiner Hütte liegend fand. Kein Tier hatte es gewagt, den geheiligten Körper anzutasten. Man beerdigte ihn in der Nähe seiner Klause und errichtete zu seinem Gedenken ein Standbild in der Hütte, das wir heute dort noch sehen können.
Viel Spaß beim Erwandern wünschen
Solveig & Dietmar